Kein Point Merge in Frankfurt

Heute wurde offiziell, was in den letzten Wochen in diversen Lokalmedien im Frankfurter Raum schon durchgesickert war: Die Deutsche Flugsicherung wird in Frankfurt das Point Merge-Verfahren nicht einführen. Nach Berichten der Fluglärmkommission Frankfurt wurde dies durch die DFS in erster Linie betrieblich begründet, wie folgt:

  • Das hohe Verkehrsaufkommen am Standort Frankfurt macht besonders große Kreisbögen notwendig.
  • Die militärische Übungsgebiete im Südwesten des Flughafens Frankfurt erschweren die Kreisbögen.
  • Ebenso erschwert die Nähe zu anderen Flughäfen diese Bögen.
  • Um die Flexibilität bei der Abwicklung beizubehalten, müsste das bestehende Transition-System trotzdem beibehalten werden.
  • Im Nahbereich würden Point Merge keine Lärmreduzierungen ergeben.
  • Im Rhein-Main Gebiet würden die Kreisbögen immer über dicht besiedelten Regionen liegen, do dass auch in größeren Entfernungenkeine Lärmreduzierungen erkennbar wären.

Im Detail basieren die Begründungen auf Untersuchungen des Expertengremiums Aktiver Schallschutz (ExpASS). Dieses gab zum 4.4.2017 eine Empfehlung zur Maßnahme „Point Merge in Kombination mit konstantem Sinkflug“, in welcher es von einer Umsetzung von Point Merge am Standort Frankfurt abrät, weil es zu kapazitativen Einschränkungen führen würde. Die betrieblichen Einschränkungen folgen dabei aus der Luftraumstruktur sowie dem Zusammenspiel der An- und Abflugstrecken. Im Detail wurde konstatiert:

  • „Die Einführung eines Point Merge Systems in Frankfurt, ist nicht ohne eine Anpassung der Abflugstrecken denkbar. Hierfür müssten vollkommen neue Abflugstrecken geplant werden. Ohne eine solche Anpassung ist die Aufrechterhaltung der erforderlichen Kapazität nicht möglich. Um die Konflikte mit den Abflugstrecken wenigstens zu vermindern, müsste das System zudem in den Nahbereich des Flughafens gelegt werden.“
  • „Das bisherige Transition System müsste ab dem Point Merge aufrechterhalten werden, um die Staffelung im Anflug gewährleisten zu können. Ab diesem Punkt unterscheidet sich das neue insofern kaum vom bisher praktizierten System. In Verkehrsreichen Zeiten kann aber selbst dann nicht gewährleistet werden, dass die Kapazität nicht beeinflusst wird.“
  • „Zusätzlich müssten die Kreisbögen des Systems sehr weit gespannt werden, um die notwendige Bewegungszahl überhaupt leisten zu können. Die einzige Alternative größerer Kreisbögen, wäre die Wiedereinführung von Holdings, auf die in der Vergangenheit am Standort Frankfurt verzichtet werden konnte. Gleichzeitig ist die mögliche Ausdehnung der Kreisbögen bzw. Umsetzung von Holdings durch die Gegebenheiten im Luftraum Frankfurt aber stark eingeschränkt: Dieses wird durch die angrenzenden Lufträume eines militärischen Übungsgebietes sowie der in der Nähe liegenden anderen Verkehrsflughäfen (Stuttgart, Köln/Bonn, Frankfurt-Hahn, Ramstein) erheblich limitiert. Der somit im Luftraum Frankfurt verbleibende Platz, reicht für ein Point Merge System des der Kapazität entsprechenden Ausmaßes – mit Kreisbögen entsprechenden Ausmaßes oder Holdings – nicht aus.“

Interesanterweise wurde nach dieser rein betrieblich festgestellten Begründung von weiterführenden Betrachtungen der möglichen Lärmwirkungen Abstand genommen. Bei den durch die DFS genannten Begründungen (siehe oben) handelt es sich insofern gemäß ExpASS „um erste Abschätzungen“.

Die eigentliche Lärmbetroffenheit der Bevölkerung wurde offenbar nicht weiter überprüft.